Latzel, Zertifizierung »guter« Arbeitgeber

Unternehmen lassen sich für »gute« Arbeitsbedingungen vor allem deshalb zertifizieren, um auf potentielle Bewerber attraktiv zu wirken. Die Erwartung, dass mit Arbeitsbedingungszertifikaten eine Verpflichtung zur Gewährung konkreter objektiver Arbeitsbedingungen einherginge, wird aber oft enttäuscht. Es fehlt meist schon an konkreten objektiv-generellen Zertifizierungsanforderungen.

Ob Arbeitsbedingungen objektiv »gut« sind, lässt sich aus arbeitswissenschaftlicher Sicht ohnehin am besten anhand der Zufriedenheit der Arbeitnehmer messen. Allerdings lassen sich die für die Zufriedenheit maßgeblichen Kriterien wegen der unterschiedlichen Präferenzen der Arbeitnehmer schwer objektivieren. Ein reines Zufriedenheitsbarometer informiert somit Kunden, Investoren und die Öffentlichkeit in der Regel ausreichend – nur nicht unbedingt potentielle Bewerber.

Zertifikate sind trotz ihres diffusen Aussagegehalts und ihrer Unverbindlichkeit für Außenstehende oftmals aussagekräftiger als die Tarifbindung eines Unternehmens. Letztere ist – trotz Bemühungen der Gewerkschaften – nicht nur schwerer zu ermitteln, sondern auch schwerer zu bewerten als ein plakatives Zertifikat »Guter/Fairer/Sozialer/Beliebter Arbeitgeber« von einer mutmaßlich seriösen Stelle. Die Vergabe öffentlicher Aufträge kann indes nicht von unternehmensbezogenen Zertifizierungen abhängig gemacht werden, die mehr als Rechtstreue verlangen, weil ihnen der nötige Auftragsbezug fehlt.

→ Bezugsmöglichkeit auf der Verlagsseite

Gliederung

I. Zertifizierung »guter« Arbeitsbedingungen

1. Zertifizierungsmotive der Unternehmen
2. Indikatoren für »gute« Arbeitsbedingungen
3. Ausgewählte Zertifikate für »gute« Arbeitsbedingungen
4. Zertifizierungsverfahren und ihre Regulierung

II. Rechtliche und außerrechtliche Wirkungen von Zertifikaten

1. Verhältnis von zertifizierten und rechtlichen Arbeitsbedingungen
2. Durchsetzung zertifizierter Arbeitsbedingungen

III. Zertifizierte statt tarifvertraglicher Arbeitsbedingungen?

1. Arbeitgeberzertifikate als Rückschritt?
2. Gewerkschaftliche Auszeichnungen für »gute« Arbeitgeber

IV. Zusammenfassung